Interrogativ
als Substantiv Frage, als Adjektiv fragend. Der Unterschied zwischen Frage- und Aussagesatz ist zuerst in der klassischen Antike bewusst geworden. Bei Diogenes Laertius (IX 54.) heißt es von dem Sophisten Protagoras, »er habe zuerst die vier Formen der Rede (logos), Bitte, Frage, Antwort und Vorschrift unterschieden«. Wie Protagoras scheinen die Sophisten solche grammatischen Kategorien vor allem deshalb unterschieden zu haben, um sie hernach als rhetorische Mittel instrumentalisieren zu können. Dass die Frage ein Werkzeug war, um im eristischen Gespräch die dominante Gesprächsrolle zu übernehmen, belegt neben Platons Euthydemos auch der Dialog Protagoras, wo zwischen Sokrates und dem Sophisten ein methodischer Streit darüber ausgefochten wird, wer wen fragen dürfe. In der römischen Justizsprache hat der Terminus »interrogatio« die Bedeutung von »Verhör«. In der modernen Logik wird die Interrogativlogik von der Aussagelogik unterschieden. Erstere behandelt Fragen, bei denen implizite Aussagen mitenthalten sind bzw. vorhergehende Fragen vorausgesetzt sind, was insbesondere für die Automatisierung von Frage-Antwortvorgängen von hoher praktischer Relevanz ist.
MFM