Abgeschiedenheit
die höchste und beste Tugend bei Eckhart, weil sie nicht nur »ledic aller crêatûren«, sondern »gote selber« ist (Deutsche Werke V, 423 ff.): Sie bezeichnet die totale Indifferenz Gottes jedem Seienden gegenüber, an der der Mensch teilnimmt, insofern er sich vom Körperlichen, vom Mannigfaltigen und vom Zeitlichen loslöst, also selbst einförmig mit Gott wird – der Negation aller Bestimmung und Andersheit, also aller Negation. Der von Dionysius Pseudo-Areopagita konzipierten sich loslassenden und von allem Seienden Abstand nehmenden Unio mystica verwandt, erweist sich dieses lautere, einfaltige, unwandelbare, d.h. beziehungslose Insichselbstgekehrtsein jedoch als form- und bildloser möglicher Intellekt. – Im Anschluss an G. Trakl hingegen deutet Heidegger die A. als das »Abendland«, von dem her die Seinsgeschichte sprachlich gestiftet wird (Unterwegs zur Sprache, S. 52 ff.).
OFS
LIT:
- W. Waldschtz: Meister Eckhart. Eine philosophische Interpretation der Traktate. Bonn 1978.