Authentizität
dem Wortsinn nach Echtheit, Zuverlässigkeit oder Glaubwürdigkeit. Der Begriff der A. spielt zum einen in der Ästhetik eine Rolle: Die Einmaligkeit und Echtheit des Kunstwerks macht seinen ästhetischen (»auratischen«) Charakter aus (W. Benjamin). Darüber hinaus bezeichnet A. in den Subjektivitätstheorien der Romantik, der Ethik der A. (Sartre) und zeitgenössischen Versuchen (Ch. Taylor) ein zu erstrebendes Ideal der Lebensführung. Eine Entscheidung gilt dann als authentisch, wenn sie aus dem jeweiligen selbstentworfenen und individuellen Selbstbild heraus begründet ist und zu der Individualität des Subjekts passt. Authentisch sind diejenigen Wertvorstellungen, Ansichten und Handlungsmaximen, die von dem Subjekt selbstbestimmt gewählt worden sind. Der Aufbau eines unverwechselbaren, authentischen Selbstbildes oder Entwurfs gilt dabei zugleich als Ausdruck einer originären Individualität (Expression) wie als Produkt eines freien und kreativen Selbstbestimmungsprozesses: dem Entwurf einer eigenen Persönlichkeit.
MQ
LIT:
- W. Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Band I, 2. Frankfurt 1980. S. 431508
- J. Christman (Hg.): The Inner Citadel. Essays on Individual Autonomy. Oxford 1989. Teil I
- G. N. Izenberg: Impossible Individuality. Romanticism, Revolution, and the Origins of Modern Selfhood, 17871802. Princeton 1992
- J.-P. Sartre: Das Sein und das Nichts. Hamburg 1952
- J.-P. Sartre: Ist der Existentialismus ein Humanismus?. In: Ders.: Drei Essays. Frankfurt/Berlin 1969 u.. S. 751
- Ch. Taylor: Sources of the Self. The Making of the Modern Identity. Cambridge 1990
- Ders.: The Ethics of Authenticity. Cambridge 1991.