Handlungstheorie,personalistische
Position in der analytischen H. (Chisholm, R. Taylor), derzufolge die Vorstellung menschlicher Verantwortung weder mit einer deterministischen noch mit einer im herkömmlichen Sinne indeterministischen Grundauffassung des Handelns vereinbar ist. Eine Handlung muss dieser Position zufolge als durch die handelnde Person und nicht als durch Ereignisse oder Dispositionen verursacht angesehen werden. Chisholm führt daher eine Handlungskausalität (= immanente Verursachung) ein, die nicht auf Kausalrelationen zwischen Ereignissen (= transeunte Verursachung) zurückführbar ist. Der Handelnde verursacht dabei immanent bestimmte Ereignisse im Gehirn, die dann Körperbewegungen transeunt verursachen.
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Handlungstheorie,analytische
(philosophy of action), Teildisziplin der analytischen Philosophie, die die begrifflichen Grundlagen der empirischen H.n (z.B. Soziologie), der normativen H.n (z.B. Ethik) und der rationalen H.n (z.B. Entscheidungstheorie) untersucht. – In der analytischen H. werden Fragen nach dem Status von Handlungserklärungen, dem Wesen von Handlungsursachen und dem kausalen Zusammenhang zwischen Person und Handlung (in der personalistischen H.) bearbeitet. In diesem Zusammenhang berührt die analytische H. Themenstellungen, die aus der Philosophie des Geistes stammen. Die Frage nach der kausalen Rolle von Gründen betrifft das Körper-Geist-Problem. Außerdem geht es um die Bestimmung des Verhältnisses von Handlungsund Willensfreiheit zueinander. – Da Handlungsereignisse auf vielfältige Art beschreibbar sind, muss die analytische H. das Verhältnis des Ereignisses zu den Beschreibungen klären. Dies ist auch für Fragen der Bewertbarkeit von Handlungen von zentraler Bedeutung. In diesem Kontext wird auch die Unterscheidung von Handlungen und Basishandlungen wichtig. Die Klärung des Begriffs der Absichtlichkeit (Absicht) ist ein weiteres zentrales Anliegen der analytischen H. – Insgesamt betrifft die analytische H. zentrale Problemstellungen anderer Forschungsgebiete und liefert Grundlagen für andere Bereiche der Philosophie und andere Wissenschaftsdisziplinen. Umgekehrt aber ist natürlich auch die analytische H. teilweise abhängig von Erkenntnissen, die in anderen philosophischen und nicht-philosophischen Disziplinen gewonnen werden.
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LIT:
- M. Brand/D. Walton (Hg.): Action Theory. Dordrecht 1976
- L. H. Davis: Theory of Action. Englewood Cliffs, New Jersey 1979
- A. Flew/G. Vesey: Agency Necessity. Oxford 1987
- H. Lenk: Handlungstheorien interdisziplinr. 4 Bde. (in 6). Mnchen 1977 ff
- G. Meggle/A. Beckermann (Hg.): Analytische Handlungstheorie. 2 Bde. Frankfurt 1977
- C.J. Moya: The Philosophy of Action. An Introduction. Oxford 1990.
Handlungstheorie,Typen von
Die in der Philosophie diskutierten H.n lassen sich nach vier Typen unterscheiden: (1) Die deskriptiven H.n entwickeln Modelle zur Beschreibung tatsächlicher Handlungen, empirisch aufweisbarer Handlungszusammenhänge, Handlungsbedingungen und Handlungsresultate (z.B. in der Soziologie, Psychologie, Verhaltensforschung, Ökonomie). (2) Die normativen H.n treffen Aussagen darüber, wie Menschen handeln sollen. Sie untersuchen Normen richtigen Handelns und deren Verknüpfung untereinander und stellen Bezüge zu den Handlungsbedingungen und -resultaten als intendierten oder nicht-intendierten Folgen her. Darin besteht deren Relevanz für die Ethik. (3) Die rationalen H.n formulieren Kriterien dafür, wann eine Handlung als rational gelten kann. In diesem Zusammenhang spielt die Abschätzung von Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens ihrer Bedingungen sowie die Bewertung des Nutzens der Handlungsresultate eine besondere Rolle (z.B. die Entscheidungs- und Spieltheorie). (4) Die analytische Handlungstheorie stellt eine Metatheorie dar, da sie die Frage »Was ist eine Handlung?« über die sprachanalytische Frage »Wie sprechen wir über Handlungen?« behandelt.
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LIT:
- H. Poser: Einleitung: Probleme einer Philosophie der Handlung. In: Ders. (Hg.): Philosophische Probleme der Handlungstheorie. Freiburg/Mnchen 1982. S. 11 ff.