Illumination
»Erleuchtung« des menschlichen Denkens durch die »Einstrahlung« (Irradiation) ewiger, göttlicher Wahrheit. Die Illuminationslehre Augustins steht einerseits in der Tradition antiker Lichtmetaphysik, andererseits im biblisch-christlichen Horizont: Die Wahrheit selbst wird identifiziert mit Gott (genauer: mit Christus als zweiter Person der Trinität), sie ist Licht für den menschlichen Geist (lux mentis – De vera religione 97, 271; Confessiones VII, 10), der durch diese Erleuchtung Wahres erkennt (De civitate Dei XI, 27). Die Rede von der I. dient Augustin nicht nur zur Charakterisierung des erkenntnistheoretischen Vorgangs, sondern auch der ontologischen Beziehung (Teilhabe) des Endlichen zum Absoluten (Methexis). – Die Illuminationslehre spielt eine bedeutende Rolle in der Erkenntnistheorie des Augustinismus, aber auch (modifiziert) bei Thomas von Aquin (S.th. I/II, 93, 2). Als Lehre vom »natürlichen Licht der Vernunft«, das des »übernatürlichen Lichtes« zur vollkommenen Erfassung der (Glaubens-)Wahrheit bedarf, wirkte sie bis weit in die Neuzeit.
JS
LIT:
- U. Wienbruch: Erleuchtete Einsicht. Bonn 1989.