Jīva
(sanskrit, Leben, Seele). In der frühesten Zeit bezeichnet J. »das Lebende, Lebendige« im Gegensatz zum Toten (mṛta) (z.B. RV. 1.164. 30., 10.18.3.). J. kann so leicht die den Tod überdauernde Substanz eines Wesens, die Seele, werden (Mahābhārata XII.183–187). Im Jainismus ist dieser Dualismus noch erhalten, wenn die ewigen Einzelseelen (J.) dem Unbelebten (ajīva) gegenübergestellt werden. In den Upaniṣaden wird J. als Attribut des Ātman (Chāndogya-U. 6.3.2. u. 6.11.1., Kaṭha-U. 4.5.) verwendet. In den jüngeren Upaniṣaden bezeichnet J. die vielen Einzelseelen im Unterschied zu der Allseele (Māinclūkya-U. 3. 11. u. 3.13., Nṛsiṃhottama-U. 9). Diese Vorstellung ist dann auch im Vedānta des Śaṅkara zu finden (paramātman: höchster ātman, J.-ātman). Nach der späteren Advaita-Schule manifestiert sich im Einzelwesen (J.) das Unwissen (Avidyā), das die Erkenntnis der Identität mit dem Brahman verhindert. In den śivaitischen und viṣṇuitischen Systemen steht dem einen Gott (Īśvara: Śiva oder Viṣṇu) die Vielzahl der Einzelseelen (J.) gegenüber. Im Buddhismus hat sich der Begriff Ātman für das abgelehnte Konzept der Seele (anātman, Pāli: anatta) durchgesetzt.
MD