Lohn
(1) Äquivalenz für sittliches Handeln. Im Spätjudentum und apostolischen Christentum wird vielfach die Entsprechung himmlischer Belohnung für irdische Taten gelehrt (Vergeltungsdogma). Im NT weist Jesus allerdings den (pharisäischen) Gedanken göttlichen L.s für sittliches Verdienst ab. L. ist nach Jesus Gnadenlohn, den der gütige Vater aus Liebe schenkt. Auch im AT kann der Mensch vor Gott keine Ansprüche erheben, sondern nur auf dessen Gnade hoffen. Im Tridentinischen Konzil (1545–63) wird das Verdienst zuerst als Gnade Gottes und der L. für gute Werke als Konsequenz der Gnade nachrangig gesetzt. Neuzeitliches Denken spricht von »Lohnmoral« im abwertenden Sinne und hebt die Autonomie sittlichen Handelns hervor, das um seiner selbst willen erfolgt, ohne Rücksicht auf L. oder Strafe. (2) L. im rein ökonomischen Sinne ist die materielle Vergütung des »Produktionsfaktors Arbeit«. Aus der Sicht des seine Arbeitskraft anbietenden, unselbständigen Arbeiters ist L. Einkommen, aus der Sicht des nachfragenden kapitalistischen Unternehmers ist L. Kostenfaktor. Die unter ethischen Gesichtspunkten erhobene Forderung der »Lohngerechtigkeit« hat unterschiedliche Interpretationen erfahren: »Jedem nach seiner Leistung!« (Liberalismus), »Jedem nach seinem Verdienst!« (Meritokratismus), »Jedem nach seinen Bedürfnissen!« (Marxismus), »Jedem das Gleiche!« (Egalitarismus).
TB