Mokṣa
(sanskrit, Erlösung). Das Aufkommen der Seelenwanderungslehre (Saṃsāra) und der Vorstellung, dass Wiedergeburt Leiden ist, zieht die Vorstellung der Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburten (saṃsāra-mokṣa, Śvetāśvatara-U. 6.16.) unabwendbar nach sich. Die Grundmotivation für das Streben nach Erlösung ist das Entrinnen aus dem Prozess des Wandels und der Vergänglichkeit. Erlösung wird in allen indischen Systemen als die »ultima ratio« betrachtet: im Jainismus ist M. eine der sieben Realitäten (tattva), im Buddhismus ist hierfür der Begriff Nirvāṇa eingetreten. So wie das Gekettetsein an den Geburtenkreislauf abhängig ist vom Karma und vom Nichtwissen (Avidyā) der absoluten Realität, so ist Aufhören der karmatischen Substanz und Wissen (vidyā) oder Erkenntnis (vijñāna) die Voraussetzung für die Erlösung. Erlösung kann auf diese Art und Weise schon in dieser Existenz erlangt werden (Jīvanmukta, »Lebenderlöster« im Hinduismus, Arhat, »Heiliger« im Buddhismus).
MD
LIT:
- S. Dasgupta: A History of Indian Philosophy. Vol.I. Oxford 1922. S. 74 f
- P. Deussen: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Bd. I.2. Leipzig 1922. S. 305 ff
- H. v. Glasenapp: Die Philosophie der Inder. Stuttgart 31974. S. 409 ff.