Sensation
bezeichnet in der empiristischen Erkenntnistheorie Lockes und seiner Anhänger die durch die äußeren Sinne vermittelte Wahrnehmung der Außenwelt. Sie bildet nach Ansicht Lockes die eine Quelle der Erfahrung. Allein mit Hilfe der S. erhalten wir Ideen, d.h. Bewusstseinsinhalte, von den wahrnehmbaren Eigenschaften der Dinge. Dabei drängen sich diese unseren Sinnen auf und hinterlassen Einwirkungen ihrer Tätigkeit. Der Verstand als das Vermögen, von den Sinnen durch Vermittlung der Nerven Eindrücke zu empfangen, kann sie weder abweisen noch verändern oder vernichten. Die S. geht der zweiten Quelle der Erfahrung, nämlich der Reflexion als der inneren Selbstwahrnehmung der eigenen geistigen Operationen, zeitlich voraus, da die an sich leere, nur gewisse angeborene Dispositionen und Verhaltensweisen besitzende, Seele (Tabula rasa) erst durch die äußeren Eindrücke zu ihren Tätigkeiten angeregt werden muss. – Condillac lehnt Lockes Annahme zweier Erfahrungsquellen ab und versucht, alle physischen Inhalte und psychischen Vermögen aus der S. als einzigem Prinzip abzuleiten.
RS
LIT:
- P. Alexander: Ideas, Qualities and Corpuscles. Cambridge 1985
- E. B. de Condillac: Essai sur lorigine des connaissance humaines
- Trait des sensations. In: uvres phil. Bd. 1/2. Paris 1947/48 (dt.: Versuch ber den Ursprung der menschlichen Erkenntnis. Leipzig 1780
- Abhandlung ber die Empfindungen. Berlin 1870)
- J. Locke: An Essay concerning Human Understanding. London/New York 1961 (dt.: Versuch ber den menschlichen Verstand. Hamburg 1981)
- J. W. Yolton: John Locke and the Way of Ideas. Oxford 1956.