Es
Freud entfaltet diesen Begriff 1923 in seiner metapsychologischen Schrift Das Ich und das Es. Er erweitert damit die erste Topik, die das System Bewusst vom System Unbewusst unterscheidet, durch eine zweite Topik, einer stärker schematisierenden Theorie des psychischen Apparates. Dabei differenziert er drei Instanzen: das Es, das Ich und das Über-Ich. Genetisch gesehen erwachsen das Ich und das Über-Ich aus dem Es, insofern haben sie keinen autonomen Status: »Das Ich ist vom Es nicht scharf getrennt, es fließt nach unten hin mit ihm zusammen« (Studienausgabe Bd. 3, S. 292). Auch das Über-Ich »taucht tief ins Es ein, ist dafür entfernter vom Bewußtsein als das Ich« (ebd., S. 315). Das Es, auch »Reservoir der Libido« genannt, bildet das triebhafte Element in der psychischen Struktur. In seiner Funktionsweise folgt es dem Lustprinzip, das der Ich-Rationalität, mithin dem Realitätsprinzip, entgegengesetzt ist. Die Inhalte des Es sind zur Gänze unbewusst, es kennt keine Negation, keine Widersprüche und keine Zeit. In Anlehnung an G. Groddeck, von dem Freud den Begriff des Es übernommen hat, formuliert er, »daß das, was wir unser Ich heißen, sich im Leben wesentlich passiv verhält, daß wir nach seinem Ausdruck ›gelebt‹ werden von unbekannten, unbeherrschbaren Mächten« (ebd., S. 292).
EF
LIT:
- S. Freud: Das Ich und das Es (Studienausgabe Bd. 3. Frankfurt 196975)
- G. Groddeck: Das Buch vom Es. Wien 1923.