Konflikt
Häufig wird der K. als eine mehr oder weniger unerfreuliche Negation der sozialen Ordnung bewertet. Schon die dialektische Philosophie hatte jedoch für den privativen Negationsbegriff, der dieser Einschätzung zugrundeliegt, einen Begriff der bestimmenden Negation substituiert mit der Folge, dass dann auch der K. als ein positives Moment im historischen Prozess der Bestimmung des Unbestimmten begriffen werden konnte. Für die Soziologie, die als Wissenschaft ohnehin einen wertfreien Begriff von sozialer Ordnung bevorzugt, fällt auch der K. unter diesen Begriff. Als soziales System des Streithandelns ist der K. denn auch eher durch ein Übermaß an Ordnung bestimmt. Das Prinzip der Gegnerschaft, das ihn integriert, fasst sehr verschiedene Themen, auch wenn sie sachlich gar nicht zusammenhängen, und sehr verschiedene Beobachter, auch wenn sie zunächst einmal unbeteiligt sind, hinter einheitlichen Fronten zusammen. Gegen die Konfliktfreudigkeit mancher dialektischer Theorien kann man daher bezweifeln, dass jeder K. zugleich auch gesellschaftliche Probleme löst. Ob das der Fall ist oder nicht, hängt nicht zuletzt davon ab, in welchen Formen die Gesellschaft über die Reproduktionschancen eines schon begonnenen K.es entscheidet. In entwickelten Gesellschaften kommt dabei dem Gerichtsverfahren, das den K. durch unabhängige Dritte entscheidbar macht, eine Schlüsselstellung zu.
AK
LIT:
- L. A. Coser: The Funktions of Social Conflict. Glencoe Ill. 1956
- N. Luhmann: Soziale Systeme. Frankfurt 1984. S. 488550.