Konvention
(1) Bezogen auf soziale Phänomene wird die K. in einem zweifachen Sinn verstanden: (a) durch Gewohnheit oder Eingelebtheit geregeltes soziales Verhalten, (b) willkürliche und explizite Setzung bzw. Vereinbarung von sozialen Regeln. Die Geltung der Regeln wird in dem einen Fall durch historisch-soziale Genese begründet, im anderen Fall durch den Vereinbarungscharakter. Die K. kann als die soziale Dimension der Regelhaftigkeit menschlichen Handelns aufgefasst werden. (2) In Bezug auf die Frage nach Ursprung und Geltung der Sprache werden beide Aspekte von K. im Hinblick auf die Funktion der richtigen Benennung der Dinge thematisiert: die Richtigkeit der die Dinge benennenden Namen beruht entweder (a) auf naturhafter Entsprechung (physei) von Wort und Ding, oder (b) auf Setzung i.S. einer Übereinkunft (thesei). (3) Im Rahmen der von Grice entwickelten handlungstheoretischen Semantik versucht Lewis zu zeigen, wie sich Bedeutungsbegriffe mit Hilfe eines eingeführten allgemeinen Kommunikationsbegriffs (und damit handlungstheoretisch) bestimmen lassen: Für jede in einem konkreten Kommunikationsakt realisierte Handlungsweise bestehen einschlägige K.en. Sie stellen nach Lewis Verhaltensweisen dar, für die die folgenden Merkmale als charakteristisch anzusehen sind: (1) Sie stellen Verhaltensregularitäten von Angehörigen einer bestimmten Gruppe P dar. (2) Sie sind freie, zielgerichtete Handlungsweisen, die in Situationen eines bestimmten Typs vollzogen werden. (3) Der in ihnen verfolgte Zweck ließe sich prinzipiell auch anders erreichen. (4) Der Erfolg der Handlungsweise hängt für jedes Mitglied von P davon ab, dass auch die anderen so handeln. Die in Kommunikationskonventionen in einer Gruppe konventionalisierten Handlungsweisen stellen Strategien dar, die beinhalten, wie sich Mitglieder einer Gruppe P verhalten, wenn sie die Sprecher- und Hörerrolle einnehmen. Davon ausgehend lassen sich dann bestimmen, (a) was es heißt, dass ein Sprecher (erfolgreich) auf konventionelle Weise zu kommunizieren versucht und der Hörer dies als Kommunikationsversuch versteht, (b) die Sprachkonventionen, durch die sprachlichen Ausdrücken als Produkten von Handlungsweisen Bedeutungen zugeordnet werden.
PP
LIT:
- G. Meggle: Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt 1979. S. VII ff
- D. Lewis: Konventionen. Eine sprachphilosophische Abhandlung. Berlin/New York 1975.