Seinsvergessenheit
lässt sich – so Heidegger in Sein und Zeit – am Versäumnis der Frage nach dem Sinn von Sein sowie am Verfehlen einer angemessenen Interpretation des Daseins erkennen; zur Vorbereitung der Fundamentalontologie, die die Zeit als Horizont des Seins betrachtet, bekämpft die Daseinshermeneutik die S. hinsichtlich des theoretischen Vorranges der Cartesischen Subjektivität vor der Primordialität des In-der-Welt-seins und der faktischen Verlorenheit der Jemeinigkeit an das Man. Später bedeutet die S. bei Heidegger die metaphysische Tendenz, das Sein als die Allgemeinheit des Seienden – die Seiendheit – bzw. als das höchste Seiende – den Gott –, d.h. in Form der Ontotheologie zu konzipieren und somit nicht aus der ontologischen Differenz heraus bzw. vom Ereignis her zu denken. Aus seinsgeschichtlicher Perspektive gesehen, stellt die S. keine Verfehlung dar; denn sie lässt sich nicht auf ein menschliches Defizit reduzieren: Das Sein geht als entbergende Unverborgenheit auf und entzieht sich als ein lauteres Nichts dem bloß vorstellenden Denken. Lit: O. Pöggeler: Der Denkweg Martin Heideggers. Pfullingen 31990.
JOP