Absurd,das Absurde
(Widersinnige). Eine Behauptung »ad absurdum« führen, bedeutet durch korrekte Schlussfolgerung den in ihr enthaltenen Widersinn aufdecken. – In der Patristik werden damit die theologischen Aussagen bezeichnet, die sich nicht rational beweisen, sondern nur glauben lassen. In ähnlicher Weise verwendet Kierkegaard das A. als Entsprechung für das vom Verstand nicht einholbare »Paradox«, dass Gott in der Zeit Mensch geworden ist. – Eine zentrale Stellung gewinnt der Begriff bei Camus, dem er als methodischer Ausgangspunkt dient. Das A. zeigt sich als die Kluft zwischen dem Menschen, der fragt und der Welt, die vernunftwidrig schweigt. Die Erfahrung der »Dichte« und Fremdartigkeit der Welt wirft den Menschen in seinem ihm wesenseigenen Sinnstreben auf sich selbst zurück und führt zur ersten Gewissheit: das A. hat nur dann einen Sinn, wenn man sich nicht mit ihm einverstanden erklärt. In der Auflehnung dagegen (Sisyphos) wird der Mensch radikal auf sich zurückgeworfen und gewinnt die Würde seiner Existenz. Auch bei Sartre hat die Welt keinen vorgegebenen Sinn, sondern der Einzelne muss, auf seine Freiheit verwiesen, sich aus sich heraus entwerfen.
FPB
LIT:
- A. Camus: Der Mythos von Sisyphos. Hamburg 1959 u.
- J.-P. Sartre: Das Sein und das Nichts. Hamburg 1952 u.
- U. Timm: Das Problem der Absurditt bei A. Camus. Hamburg 1971.