Parabel
(griech. parabole: Vergleichung, von paraballein: nebeneinanderstellen). Unter P. wird im Allgemeinen eine auf der Grundlage von Vergleichung operierende Erzählung belehrenden oder erbaulichen Inhalts verstanden. Die Grenzen der P. zu anderen lehrhaft-argumentierenden literarischen Gebilden sind jedoch fließend. Denn nicht nur teilt sie das Kriterium der Vergleichung, welches sie in etymologischer Hinsicht kennzeichnet, mit anderen auf Vergleich beruhenden Formen, wie Fabel, Gleichnis, Beispiel und Allegorie, sie kann darüber hinaus sowohl als rhetorischer Tropus, als literarische Gattung (Äsop, Lafontaine, Kafka), wie auch als spezifischer Verstehensmodus (Allegorese) beschrieben werden.
Es lassen sich zwei maßgebliche Traditionen des Begriffs unterscheiden: (1) der von Aristoteles ausgehende Bedeutungsstrang, welcher die P. zu den Beweis- und Verdeutlichungsmitteln aus allgemein anerkannter Erfahrung zählt. Beurteilungskriterien dieser Bedeutung von P. sind die an der rhetorischen perspicuitas orientierten Werte Klarheit, Eindeutigkeit und psychologische Eingängigkeit. (2) die auf die frühchristliche Überlieferung zurückgehende Auffassung von P. als Bezeichnung für die Gleichnisse Jesu Christi. Der P. erwächst in diesem Kontext die Eigenschaft, die im Vergleich veranschaulichte Wahrheit gleichzeitig zu verhüllen. Ihr Verständnis setzt besonderes Wissen, hermeneutische Technik und eine bestimmte Einstellung des Hörers (Glaube) voraus.
AC
LIT:
- Aristoteles: Rhetorik II, 20
- J. Billen (Hg.): Die dt. Parabel. Zur Theorie einer neuen Erzhlform. Darmstadt 1986
- R. Bultmann: Geschichte der synoptischen Tradition. Gttingen 1921
- W. Harnisch (Hg.): Gleichnisse Jesu. Positionen der Auslegung von A. Jlicher bis zur Formgeschichte. Darmstadt 1982
- R. v. Heydebrandt: Parabel. In: Archiv fr Begriffsgeschichte 32 (1989)
- E. Wsche: Die verrtselte Welt. Ursprung der Parabel. Lessing-Dostojewskij-Kafka. Meisenheim 1976.