Passivität
auf Humes A Treatise of Human Nature (1739) zurückgehend, wo sinnliche Wahrnehmung als passives Aufnehmen von Sinneseindrücken aufgefasst wird. Auch für Kant ist die sinnliche Seite des Erkenntnisvermögens durch Rezeptivität, d.h. die passive Aufnahme von Sinneseindrücken ausgezeichnet. Als eigenständiger Terminus findet P. mit der Phänomenologie Husserls Eingang in die Philosophie. Zunächst wird dabei P. mit Rezeptivität von Empfindungsdaten gleichgesetzt, wobei aber keine Außen-Affektion des Bewusstseins erfolgt. P. steht hier für das niedrigste Maß bzw. für das gänzliche Fehlen von Ich-Aktivität. Neben dieser Art von P. kennt Husserl noch weitere Formen, die er als passive Synthesen bezeichnet. Hierzu zählen die passiven Synthesen des ursprünglichen Zeitbewusstseins, in denen die einzelnen Phasenmomente der Zeit zur Einheit der Sukzession verschmelzen; weiterhin die passiven Synthesen der Assoziation. Die genannten Formen von P. bilden zusammen die unterste Stufe konstitutiver Leistungen, die bewusstseinsmäßig Welt konstituieren. Der Gedanke der P. wurde innerhalb der französischen Phänomenologie von Sartre und Merleau-Ponty aufgegriffen. Insbesondere Letzterer sieht in der Konstitution der Zeit ein passives Geschehen.
TBL
LIT:
- E. Husserl: Ideen zu einer reinen Phnomenologie und phnomenologischen Philosophie 2 (1952)
- Ders.: Analysen zur passiven Synthesis (1966)
- D. Hume: A Treatise of Human Nature (1739)
- I. Kant: Kritik der reinen Vernunft (1781/87)
- M. Merleau-Ponty: Phenomenologie de la perception (dt. Phnomenologie der Wahrnehmung. Berlin 21976)
- I. Yamaguchi: Passive Synthesis und Intersubjektivitt bei E. Husserl. Den Haag 1982.