Nachhaltigkeit
Bewirtschaftungs- und Entwicklungsprinzip, nach dem nicht mehr natürliche Ressourcen verbraucht werden als jeweils nachwachsen, so dass die (Lebens-)Chancen künftiger Generationen erhalten werden. Die historischen Wurzeln des Begriffs der N. liegen in der deutschen Forstwirtschaft. Darunter wurde zunächst eine Bewirtschaftungsweise verstanden, die auf einen möglichst hohen und dauerhaften Holzertrag der Wälder abzielte. Deshalb sollte pro Jahr nicht mehr Holz geschlagen werden, als jeweils nachwächst. Diese ressourcenökonomische Interpretation wurde erweitert, so dass alle Funktionen des Waldes wie z.B. Ökologie und Erholung einbezogen wurden. Die begriffliche Verallgemeinerung seit den 1980er Jahren integriert über die N. die Umwelt- und Entwicklungspolitik. Unter nachhaltiger Entwicklung versteht man einen globalen Zivilisationsprozess, der die Lebenssituation der heutigen Generation verbessert (Entwicklung) und gleichzeitig die Lebenschancen zukünftiger Generationen nicht gefährdet (Erhalt der Umwelt). Geprägt wurde der Begriff durch die UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung mit der Vorlage ihres Berichtes »Our Common Future« (Brundtland-Report 1987). Der wachsenden gesellschaftlichen Verbreitung der Idee korrespondiert jedoch bislang eine unzureichende Umsetzung in der praktischen Politik, die nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass eine allgemein akzeptierte Operationalisierung von N. bisher nicht erreicht werden konnte. Beispielsweise könnte ein schwindender Bestand an natürlichen Ressourcen für zukünftige Generationen hinnehmbar sein, wenn ein gleichwertiger Ersatz an produktivem Potential geschaffen wird (schwache N. der neoklassischen Ökonomie, auch qualitatives Wachstum). Demgegenüber kann argumentiert werden, dass ein Ersatz von Natur durch Humankapital nicht vollständig möglich ist, weil nachhaltiges Wirtschaften auf einen Mindestbestand an Natur nicht verzichten kann (starke N. der ökologischen Ökonomie; Umweltethik). Damit stellt sich neben der Steigerung der Effizienz des Ressourceneinsatzes auch die Frage nach dem richtigen Maß der Ansprüche an die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen im globalen Maßstab (Suffizienz). Darüber hinaus hat der Begriff der N. in neuester Zeit eine deutliche Popularisierung erfahren und u. a. Eingang in die Wirtschaftswelt und in die Alltagssprache gefunden. Nachhaltiges Wirtschaften bezeichnet eine unternehmerische Grundhaltung, die möglichst zerstörungsfrei und ohne vermeidbare Risiken langfristig plant, entscheidet und handelt. Nachhaltig als Adjektiv hat eine ähnliche Bedeutung wie »dauerhaft« oder »anhaltend«.
JHI
LIT:
- H.-P. Bhm u.a. (Hg.): Nachhaltigkeit als Leitbild fr Technikgestaltung. Dettelbach 1996.