Ursache
(lat. Causa), steht durch das Prinzip der Kausalität im Verhältnis zur Wirkung, die mit Notwendigkeit als hervorgebracht gedacht wird. Der Begriff der U. hat einen engen Zusammenhang mit dem des Grundes (ratio). Aristoteles unterscheidet vier Arten von U.n: causa materialis als die materielle Grundlage, causa formalis als das die Materie formende Prinzip, causa efficiens als Wirk-U. und causa finalis als Zweck-U. Hume lehnt den rationalen Begriff der U. als metaphysisches Seinsprinzip ab – nach dem aus dem Dasein einer Sache als U. das Dasein einer Wirkung folgt –, da weder durch unmittelbare Wahrnehmung noch durch rationales Begreifen die Bedeutung von Gesetzmäßigkeit, von wirkender Kraft, für ein Geschehen in der Erfahrung erfasst werden kann. Nach Hume ist das Wissen um die Gültigkeit der Naturgesetze nichtrationaler Art: Erst durch die wiederholte Erfahrung von stets zusammenhängenden (conjoined) Ereignissen glaubt der Geist aufgrund des Prinzips der Gewohnheit instinktiv an die notwendige Verknüpfung (connection) von U. und Wirkung. Der Glaube an die Gültigkeit der Kausalität vollzieht sich als ein inneres Gefühl, das keine Erkenntnis der geheimen Kräfte in den Dingen bedeutet. Kant gesteht in der Vorrede der Prolegomena, dass er durch Humes Zweifel an dem Anspruch des metaphysischen Denkens, durch den Begriff der Verknüpfung von U. und Wirkung a priori Verknüpfungen der Dinge zu denken, aus dem »dogmatischen Schlummer« geweckt worden sei. Ebenso wie für Hume ist für Kant unsere Erkenntnis und somit auch das Begreifen der Relation von U. und Wirkung ein Wissen der bloßen Erscheinung, das keine Behauptung der Existenz bzw. des Entstehens und Vergehens einer Sache mehr enthält. Nach Kant steht die mögliche Erfahrung, deren Bedingung die Transzendentalphilosophie untersucht, unter dem Grundsatz der Erzeugung oder der Kausalität (zweite Analogie der Erfahrung). Der Verstand macht die Vorstellung eines Gegenstandes erst möglich, insofern der Gedanke des Objektes geschieht als das Gesetz, das das Erfassen des Gedankens als produktives Anschauen bedeutet: Durch eine ursprüngliche Synthesis wird die Erscheinung in ihrer objektiven Bedeutung hervorgebracht – die Erscheinung als Erscheinung ist das Gesetz, das bloß formalen Charakter hat und nicht die Aufeinanderfolge von inhaltlich bestimmten Ereignissen meint.
HPS
LIT:
- Aristoteles: Metaphysik
- D. Hume: Enquiries Concerning Human Understanding. Oxford 1975 (dt.: Eine Untersuchung ber den menschlichen Verstand. Hamburg 111984)
- I. Kant: Prolegomena. Akad.-Ausg. Bd IV. Berlin 1968.