Supposition
(lat. suppositio), Suppositionslehre, zunächst ein Terminus der ma. Logik und Sprachphilosophie zur Kennzeichnung der Verwendungsweise der Termini: Während die S. den Gegenstand auf den sie angewandt wird, nur bezeichnet (Denotation), sagt die Significatio über den Gegenstand etwas aus (Konnotation). Unter der S. eines Wortes versteht man die Art und Weise, in der das Wort angewandt wird. z.B. ist in den folgenden Sätzen die Weise zu unterscheiden, wie das Wort »Hamburg« gebraucht wird: (a) »Hamburg ist der bedeutendste deutsche Hafen«, (b) »Hamburg ist ein Eigenname«. In (a) wird mit »Hamburg« der Hafen einer Stadt bezeichnet – das entspricht einer formalen S., in (b) wird auf »Hamburg« als Wort Bezug genommen, d.h. das Wortmaterial ist Bezugsgegenstand – das entspricht einer materialen S. Die formale S. kann unterschieden werden nach begrifflicher (auch logischer) oder realer S.: In der begrifflichen S. wird die Art des Begriffs thematisch (z.B. »»Lebewesen« ist eine Gattung(sbezeichnung)«, »»Mensch« ist eine Art(bezeichnung)«), in der realen S. steht das Wort für eine Sache (z.B. »Helgoland ist eine Insel«). Die reale S. kann differenziert werden in eine absolute und eine persönliche S.: In der absoluten S. bezieht sich das Wort auf den allgemeinen Begriff, ohne auf die unter diesen Begriff fallenden Gegenstände abzuzielen (z.B. »der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen«), dagegen bezieht die persönliche S. neben dem allgemeinen Begriff die einzelnen Exemplare mit ein (»jeder Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen«). Die persönliche S. heißt kopulativ (verbindend), wenn das Wort auf alle Exemplare des allgemeinen Begriffs bezogen wird (z.B. »die Vögel sind gefiedert«, d.h. alle Exemplare), und disjunktiv (trennend), wenn nur einige Gegenstände gemeint sind (»einige Vögel sind Raubvögel«). Die kopulative S. kann kollektiv oder distributiv sein: distributiv, wenn das Wort alle Exemplare des Begriffs und explizit jedes einzelne meint (»jeder Mensch ist sterblich«), kollektiv, wenn das Wort die Träger seines Inhalts nur als ganzes verbunden meint (»alle Spieler bilden eine Mannschaft«). – Die Suppositionslehre dient dazu, die Vermengung von analogen Ausdrücken zu vermeiden, d.h. Zeichen für Dinge von Zeichen für Zeichen zu unterscheiden, und ist ein Beitrag zur Sicherung der Eindeutigkeit und damit Folgerichtigkeit von Schlüssen.
PP
LIT:
- A. Menne: Einfhrung in die Logik. Tbingen 41986. S. 19 ff
- J. Pinborg: Logik und Semantik im Mittelalter. Stuttgart 1972. S. 58 ff.