Nutzen
N. oder die Nützlichkeit einer Handlung wird subjektiv von einer Person für je sich selbst bewertet. In konsequentialistischen ethischen Theorien, insbesondere dem klassischen Utilitarismus wird der N. einer Handlung gleichgesetzt mit der Tendenz, das subjektiv empfundene Glück der betroffenen Personen zu befördern. Der Begriff des N.s ist also inhaltlich oder psychologisch so bestimmt, dass ihm ein handlungsleitendes Moment inhärent ist. Eine inhaltliche Bestimmung des N.s einer Kaufhandlung als offenbarte Meinung über die Vorzüglichkeit alternativer Produkte, den Geschmack einer Person findet sich auch in frühen ökonomischen Schriften zur Nutzentheorie. Modale Ziele werden so direkt auf finale Ziele zurückgeführt. In der modernen Entscheidungstheorie, die von Handlungstheorien im weiteren Sinne zu unterscheiden ist, wird der Begriff des N.s formal über den Begriff der Präferenzordnung definiert. Die Präferenz einer Person ist formal als zweistellige Relation zwischen Handlungen definiert. Eine Präferenzordnung ist eine Ordnung über alternative Handlungen, die bestimmten Ansprüchen, Reflexivität, Vollständigkeit, Transitivität genügt. Diese Präferenzordnungen sind unter Zuordnung eines numerischen Wertes zu jeder Handlung in Nutzenfunktionen abbildbar. Das in der Ökonomie vertretene präskriptive Prinzip der Nutzenmaximierung ist als Teil einer ökonomischen Handlungstheorie unabhängig von der Präferenztheorie begründungsbedürftig. – Versuche, die Nutzentheorie in präskriptive Theorien der Ethik oder Ökonomie aufzunehmen, sind mit dem Problem der Messbarkeit und Vergleichbarkeit von N. verbunden. Im klassischen Utilitarismus übernahm diese Aufgabe der wohlinformierte, unparteiische Beobachter. In der modernen Nutzentheorie haben v. Neumann/Morgenstern eine Lösung vorgelegt, die unabhängig von einer in der ökonomischen Theorie mit dem Geld gegebenen gemeinsamen materialen Maßeinheit ist. Präferenzordnungen sind ordinal skaliert und erlauben nur eine schwache, nämlich ordinale, intrapersonelle Vergleichbarkeit alternativer Handlungen. Über die Zuordnung von Wahrscheinlichkeiten zu Güterbündeln, Lotterien, können die Präferenzen jedoch kardinalisiert werden. Daraus wird i.a. eine interpersonelle Vergleichbarkeit abgleitet.
KRL
LIT:
- M. Hollis/R. Sugden: Rationality in Action. Oxford 1993
- A. Lowe: Politische konomik. Knigstein 1984
- J. St. Mill: Utilitarianism. 1869 (dt. Der Utilitarismus. Stuttgart 1991)
- A. Page (Hg.): Utility Theory A Book of Readings. New York 1968
- L. Savage/P. Ehrlich (Hg.): Philosophical and Foundational Issues in Measurement Theory. New Jersey 1992.